Nina Hoss: Ich wusste von der Stammzelltherapie, wie diese abläuft und was sie bedeutet. Aber über die unterschiedlichen Formen von Leukämie wusste ich nicht genau Bescheid. Ich bin dann durch Patienten, die ich kennengelernt hatte, mit Leukämie in Berührung gekommen. Auch meine beiden Eltern sind an Krebs verstorben, sodass ich auf eigene Erfahrungen zurückgegriffen habe. So wusste ich beispielsweise wie es ist, immer im Krankenhaus zu sein, diese Besuche in den Alltag einzubauen und wenn man die ganzen medizinischen Begriffe in den Mund nimmt, als hätte man das studiert.
Besonders beeindruckt hat uns Ihr emotionales Spiel, die unterschiedlichen emotionalen Facetten Ihrer Figur der Lisa. Dabei hat uns Ihre große Glaubwürdigkeit sehr berührt und uns sehr in die Welt der Lisa mitgenommen. Wie haben Sie sich die Figur der Lisa genähert, diesen emotionalen Facetten ihrer Lisa?
Nina Hoss: Ich suche nach den Gegensätzen. Es sind die Widersprüche, die so nah beieinanderliegen – der Kampf und das Loslassen, die verschiedenen Phasen des Abschieds, in denen die Figur erst verdrängt, verneint und dann kämpft bis Lisa zur Akzeptanz kommt. Das braucht Kraft und Zeit von demjenigen, der geht und derjenigen, die begleitet. Ich habe keine Angst davor, mich mit diesen Themen auseinanderzusetzen, weil für mich der Tod zum Leben dazugehört und Krankheit eben auch. In Auseinandersetzung mit dem Tod, wird man sich bewusst, wie kostbar das Leben ist und wie schnell Dinge vorbeigehen können. Je mehr man sich damit beschäftigt, und das zeigt auch der Film, kann es einem viel Kraft geben, weil am Ende das Licht wiederkommt. Die Lisa verliert den Menschen, der ihr vielleicht am Nächsten und Wichtigsten ist. Aber dadurch, dass Sven nicht lockerlässt und er ihr das Abschiedsgeschenk macht, sie zu bestärken, ihrer eigenen kreativen Energie zu vertrauen und das zu tun, was sie ausmacht, nämlich das Schreiben, hinterlässt er ihr etwas, dass sie einen neuen Anlauf nimmt und dadurch Kraft gewinnt. Das sind Lebensbeobachtungen und Erfahrungen, die ich in dem Drehbuch so toll beschrieben fand.
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